Berner Museumsgeschichten

Ein mobiles Testzentrum

Die meisten sind verschwunden, da und dort aber sind sie noch anzutreffen: Container und Zelte, in denen Covid-19-Tests durchgeführt wurden. In ferner Zukunft wird man Relikte aus den vergangenen Pandemiejahren in Museumssammlungen begegnen – so wie wir heute über ein mobiles «Testcentrum» staunen, das vor 120 Jahren entwickelt wurde: Ein Pest-Diagnosekasten, der mobile Pest-Tests möglich machte. Der Kasten ist ein kleines Wunderwerk, das eine komplette Laborausrüstung auf engstem Raum versammelt. Die sehr modern anmutende Konzeption und die detailgenaue Ausführung faszinieren.

Einzelne an Pest erkrankte Reisende schreckten um die Jahrhundertwende Europa auf und setzten 1900 auch in der Schweiz Präventionsmassnahmen in Gang. Der Bundesrat erliess eine Verordnung, die unter anderem die Bestellung von fünf dieser tragbaren Kleinstlabors vorsah. Unter der Leitung von Prof. Tavel wurde der Kasten am Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern entworfen und bei der noch jungen Berner Firma Schaerer in Auftrag gegeben.

Ihr Gründer, Maurice Schaerer war gelernter Bandagist und gründete 1892 in Bern eine Fabrik für Arzt- und Spitalbedarf. In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen, das Sanitärartikel, chirurgische Werkzeuge und Operationstische herstellte und eröffnete gar Filialen im Ausland. 1919 begann Schaerer mit dem Bau von «Frühstücksapparaten» und läutete damit die Ära der Kaffeemaschinen ein, für die ihr Name bis heute noch steht.

Im Gegensatz zu den Kaffeemaschinen kamen die mobilen Pest-Testlabore nie zum Einsatz. Statt der Pest, war es die «Spanische Grippe», die als erste grosse Epidemie des 20. Jahrhunderts durch Europa fegte. Zur Identifizierung von deren Erreger waren die Testkasten leider nicht geeignet.

Foto: Pestuntersuchungskasten der Firma M. Schaerer, 1902. (Inv. Nr. 4283), Institut für Medizingeschichte / Medizinsammlung Inselspital Bern

Quellen und zum Weiterlesen:

Medizinsammlung Inselspital Bern