Berner Museumsgeschichten

Kleine Köstlichkeit

Am 22. Oktober 2022 feiert Burgdorf seine 17. Kulturnacht. Um einiges älter ist das Rezept einer kleinen Köstlichkeit, die bis heute in vieler Munde ebenfalls für Burgdorf wirbt: das Burgdorferli.

Die Stülpschachtel-Verpackung für «Burgdorferli» aus der Sammlung des Rittersaalvereins des Museums Schloss Burgdorf stammt aus den 1950er Jahren. Neben den auf Confiserie-Schachteln üblichen Schriftzügen ist darauf Schloss Burgdorf abgebildet – umrahmt von den Medaillen, die das Burgdorferli an europaweiten Wettbewerben erhalten hat.

Das Sujet ist kaum zufällig gewählt. Das Schloss auf hohem Fels ist bis heute das Wahrzeichen von Burgdorf schlechthin. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts sorgte der Rittersaalverein dafür, dass es als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Aber zurück zur kleinen Köstlichkeit: 20 Jahre nach der Gründung des Rittersaalvereins und der Eröffnung der ersten Ausstellung im Schloss gründet der Elsässer Adolf Nadelhoffer in der Burgdorfer Altstadt 1905 eine Confiserie. Das Geschäft floriert und im Jahr 1920 gelingt Nadelhoffer ein Meisterstreich: Für die Weltausstellung 1924 erfindet er ein Mandelbiskuit, das aus einem Zimt-Japonaisboden und einer – bis heute streng geheimen – Schokolademischung besteht: Das Burgdorferli.

Schnell wird das über längere Zeit haltbare Süssgebäck über Burgdorf und die Schweiz hinaus bekannt. Bald brauchte es in Burgdorf vier Angestellte, die sich um die Produktion der Burgdorferli kümmerten, die auch per Kurier und Post ihren Weg auf die Dessertteller von nah und fern fanden. Durch die erfolgreiche Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben in ganz Europa machte Nadelhoffer sein «Burgdorferli» zusätzlich bekannt.

Nach dem Krieg streicht Nadelhoffer ein f aus seinem Namen und erweitert sein Geschäft um ein Tea-Room – eins der ersten in der Schweiz. Drei Generationen später übernimmt 1967 Konrad Metzler und seit 1985 ist der Laden mit Tea-Room als «Confiserie Widmer» über die Grenzen des Emmentals bekannt. Seit der Jahrtausendwende führen Karin & Jürg Rentsch die Tradition am Kirchbühl 7 weiter.

Die Welt mag sich in den letzten 120 Jahren drastisch verändert haben: das «Burgdorferli» ist immer noch da, heiss geliebt und wird ganz im Sinne einer lebendigen Tradition nach wie vor von Hand und nach dem Rezept hergestellt, das Adolf Nadelhoffer damals kreiert hat.

Foto: Burgdorferli Verpackung, Inv. RS-0.6464, Museum Schloss Burgdorf, Sammlung Rittersaalverein

Schloss Burgdorf