Berner Museumsgeschichten
Vier Patienten am Tisch
Das Psychiatrie-Museum Bern verfügt über eine beeindruckende Sammlung auf deren Basis es immer neue Einblicke in die facettenreiche Psychiatriegeschichte bieten kann. Mehr als 13‘000 Objekte sind digital erfasst, nochmals Hunderte handschriftlich auf Karteikarten verzeichnet. Bilder, Mobiliar, Kleidung, Forschungsinstrumente, Präparate – die Vielfalt und Breite der Sammlung ist enorm.
Von Fritz Jenzer befinden sich rund 60 Arbeiten in der Sammlung. Sie stehen einerseits stellvertretend für die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreichende Tradition der Patient:innenkunst und geben andererseits Auskunft über den Klinikalltag.
Der 1907 in Thunstetten geborene Fritz Jenzer machte eine Ausbildung zum Zeichner-Lithographen, ging dann nach München an die Königliche Kunstgewerbeschule und lebte danach ein Jahr in Paris. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz hörte er Stimmen und fühlte sich verfolgt. 1932 wurde er deshalb erstmals in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Nach wechselnden Aufenthalten wurde er 1940 in die Waldau überwiesen, wo er bis zu seinem Tod 1985 die meiste Zeit verbrachte. Mit verschiedenen Bildtechniken begann er den Klinikalltag zu dokumentieren und wurde so zum «Hofgrafiker» der Waldau.
Auf seinem Aquarell «Vier Patienten am Tisch» erkennt man die Innenräume, das Mobiliar und Kleidung der 1950er Jahre. Zudem erinnert das Bild daran, dass das Warten als ein zentrale Erfahrung von Patient:innen zur Geschichte der Psychiatrie gehört.