Berner Museumsgeschichten

Wohlige Hackbrettklänge am eisigen Gletscher

Hackbrettklänge verbinden wir heute vor allem mit dem Appenzell. Die verschlungenen Wege der Geschichte des Traditionsinstruments führen jedoch auch in den Kanton Bern. Das älteste Berner Hackbrett datiert von 1679 und stammt aus Boltigen im Simmental. Bis 1850 schweizweit gespielt, wurde das Hackbrett vielerorts vom «Örgeli» verdrängt. Nichtsdestotrotz sind einige Hackbrettspieler:innen aus alten Zeiten und verschiedenen Kantonsteilen namentlich bekannt. Darunter stechen zwei Grindelwaldnerinnen heraus.

Die 1927 verstorbene Elise Baumann-Bohren und Anna Bühlmann-Schlunegger (1811-1897) erfreuten mit ihrem Spiel Menschen aus nah und fern. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, verdienten sich die beiden Witwen mit ihrem Spiel ein bescheidenes Auskommen und wussten dabei den aufkommenden Tourismus im Gletscherdorf zu nutzen.

Fast täglich spielte Elise bei Wind und Wetter bei einem Milchausschank auf dem Weg zur Kleinen Scheidegg auf und erfreute die zahlreichen Fremden, die hier eine Pause einlegten. Anna Schlunegger nutzte ihrerseits eine andere vielbesuchte Attraktion als Auftrittsort. Die Eisgrotte beim Oberen Grindelwaldgletscher, dessen Eis sich damals noch meterhoch türmte, galt bei vielen Touristen als Traumziel.

Direkt vor dem Grotteneingang postierte sich jeweils die im Dorf als «Hackbrett-Anni» oder «Gletscher-Anneli» bekannte Musikerin. Zahlreiche Fotos und Zeitungsberichte im Grindelwald Museum erinnern an ihre Auftritte und führen uns gleichzeitig den drastischen Gletscherschwund vor Augen. Annelis «Bühne» ist längst nicht mehr.

Aus Zeitungsberichten ist bekannt, dass die beiden Frauen ihr Hackbrett auch ausserhalb von Grindelwald an Märkten in Bern und Thun erklingen liessen. Bis ins hohe Alter spielte das Hackbrett-Anneli zudem am Silvesterabend in Thun auf. Ihr Hackbrett befindet sich in der Sammlung der Stiftung Schloss Thun.

Quellen und zum Weiterlesen:

Grindelwald Museum