Berner Museumsgeschichten
Zum Abschied perfekt gerahmt

Ernst Ludwig Kirchners «Alpsonntag. Szene am Brunnen» (1923-25) befindet sich seit 1933 im Besitz des Kunstmuseum Bern. Der Kauf anlässlich einer Kirchner-Ausstellung in der Kunsthalle Bern markierte die Öffnung der Sammlung in Richtung Moderne.
Mit seinen Massen von 168 x 400 cm gehört der Alpsonntag zu den monumentalsten Werken von Kirchner und zeigt eine Gruppe von Bäuerinnen und Bauern auf der Stafelalp in Davos. In Davos ist das farblich und kompositorisch überaus spannende Gemälde auch entstanden. Für die Ausstellung «Wiederentdeckt und wiedervereint – Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner» (2. Februar bis 4. Mai 2025) ist es als Leihgabe temporär dorthin zurückgekehrt und lenkt den Blick der Besucher:innen über den Bildrand hinaus. Denn spektakulär ist nicht nur das Bild, sondern auch der aus Rundhölzern zusammengesetzte Originalrahmen.
Die Ausstellung im Kirchner Museum legt den Fokus auf die Einheit von Bild und Rahmen, die bei Kirchner und den anderen Brücke-Künstlern eine immense Rolle spielte, zeitweilig jedoch vergessen ging und zur Trennung vieler Werke von ihren Rahmen führte. Die Ausstellung ist Teil eines Projekts, Bilder und Rahmen wieder zusammenzuführen.
Beim Alpsommer blieb die Einheit intakt. Dies wohl auch, weil Kirchner die Wichtigkeit des Rahmens gleich vor Ort in Szene setzte. Für den neuen Standort seines Werks im Kunstmuseum Bern legte Kirchner noch einmal Hand an und änderte den Farbton des Rahmens leicht: «Ich habe den Rahmen auch noch etwas ruhiger getönt und [so] sah es im Museum ganz wunderbar aus, als ich Abschied nahm,» schrieb Kirchner an den damaligen Direktor Conrad von Mandach kurz nach dem Verkauf.
Bild: Ernst Ludwig Kirchner: Alpsonntag. Szene am Brunnen, 1923–1925. © Kunstmuseum Bern
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