Berner Museumsgeschichten
«Bibliotheque de Spietz»
Eine prachtvolle Bibliothek gehörte einst zu den Schätzen der Spiezer Schlossbesitzer-familie von Erlach. Ab dem 16. Jahrhundert laufend ergänzt, wuchs sie zu einer der grössten Privatbibliotheken der alten Eidgenossenschaft des 19. Jahrhunderts heran.
Über die Nutzung der Bücher im Alltag ist wenig bekannt. Sicher ist, dass die Bibliothek nicht einfach als «Gebrauchssammlung» aufgebaut wurde. Bücher standen damals nicht nur für Bildung, sondern waren auch ein Statussymbol. Sie markierten den Anspruch und das Selbstverständnis der Schlossherren, offen, gebildet und damit weltgewandt zu sein. Obwohl weder Quellen noch alten Pläne der Schlossanlage bisher Aufschluss darüber geben, dürfte die Bibliothek im Schloss einst entsprechend in Szene gesetzt worden sein.
Die finanzielle Schieflage der Schlossbesitzer läutete das Ende der Bibliothek ein. Zusammen mit Schloss und Hausrat wurde sie 1875 versteigert. Der Auktionskatalog von damals listet rund 3000 Werke. Zum Glück wurde einiges von Kennern gesichert und auf teils verschlungenen Wegen gerettet. Seit Gründung der Stiftung Schloss Spiez kehrten so in regelmässigen Abständen wertvolle Bestände als Schenkungen zurück ins Schloss.
Rund 1300 Titel umfasst die heutige Schlossbibliothek. Manch ein Buch trägt eine Etikette «Bibliotheque de Spietz» oder den Stempel «d‘Erlach de Spietz», die belegen, dass es Teil der ursprünglichen Bibliothek gewesen ist. Einige der Bücher sind heute in der Dauerausstellung zu sehen, wo man über einen Touchscreen in den bibliophilen Schatz eintauchen kann und der stolze Wissensspeicher der ehemaligen Schlossbesitzer wieder lebendig wird.