Berner Museumsgeschichten
Ein sensationelles Unikat aus Wort und Bild
Inventarisierung, Sammlungspflege und Dokumentation gehören zu den Pflichtaufgaben eines Museums, die meist hinter den Kulissen ablaufen. Gleichzeitig sind sie die Grundlage für die Kür: für Ausstellungen, Publikationen und Events, die Einblicke in die Vergangenheit geben, Entdeckungen ans Licht bringen und zum Weiterdenken animieren. Immer wieder liest, hört und sieht man erst durch die geleistete Arbeit im Hintergrund von sensationellen Funden. Zu diesen gehört das im Sommer 2020 in Büren an der Aare zum Vorschein gekommene «Moser-Jahn-Buch».
Es gibt Sachbücher, die einen mit ihrer Wortfülle fast erschlagen, das innere Auge bis zur Überforderung strapazieren und einen nach rettenden Abbildungen lechzen lassen. Einer, der sehr viel auf Abbildungen, Zeichnungen und Pläne gab, war Bendicht Moser (1862-1940). Als Geometer, Altertumsforscher und Sammler setzte er auf akribische Zeichnungen zur Veranschaulichung. Oft wurde er als begnadeter Zeichner als Illustrator für Forschungsberichte und Lehrmittel beauftragt und auch sein «Archäologisches Hinweisinventar des Kantons Bern», das bis heute zu den Grundlagen der wissenschaftlichen Archäologie im Kanton Bern gehört, ist reich bebildert.
Ganz im Gegensatz dazu präsentiert sich das 1850 von Geschichtsschreiber und Altertumforscher Albert Jahn (1811-1900) verfasste Inventar der damals bekannten archäologischen Stätten im Kanton Bern: über 500 Seiten stark, keine einzige Abbildung.
Im Zuge seiner eigenen Nachforschungen schnappte sich Bendicht Moser das Buch, fügte Leerseiten ein, versah diese mit reichhaltigen Zeichnungen zu Jahns Ausführungen und liess es sich als Nachschlagewerk neu binden. – Eine Kostbarkeit sondergleichen! Still und heimlich, befand sich das Buch im Nachlass, dem sich die Stiftung Bendicht Moser und die Vereinigung Heimatpflege Büren nun systematisch angenommen haben und dafür sorgen, dass Stücke wie dieses für die Öffentlichkeit und Forschung zugänglich werden.