Berner Museumsgeschichten

Ein heiliges Krokodil an der Emme

Willkommen zurück in Burgdorf, hiess es im Mai 2023 für die 165 Zentimeter lange Krokodilsmumie. Frisch restauriert harrt sie nun im Depot auf die Dinge, die da kommen und ist vielleicht auch ganz froh, einmal etwas zur Ruhe zu kommen. Das Krokodil gehört zu den «Promis» der altägyptischen Sammlung von Schloss Burgdorf, die Arnold Kordt einst angelegt hat. Kordt tat dies mit einer für seine Zeit aussergewöhnlichen Gewissenhaftigkeit und legte grossen Wert auf die sorgfältige Dokumentation der Stücke, die er für Burgdorf erwarb. So verfügt denn auch die Krokodilsmumie über einen lückenlosen Herkunftsnachweis.

Als Kordt das Krokodil 1923 beim renommierten Berliner Antiquitätenhändler Arthur Speyer erwirbt, ist der Mumie ein persönlich verfasstes Dokument des bekannten Leipziger Ägyptologen Georg Steindorff (1861–1951) beigelegt. Darin bestätigt er, dass das Tier von ihm selbst am 19. März 1895 im Krokodilsfriedhof östlich des Tempels von Kom Ombo entdeckt wurde. Damit sind Fundort und -datum des Reptils zweifelsfrei bekannt, was bei Tiermumien äusserst selten der Fall ist.

Die mitunter massenweise Mumifizierung von Tieren ist eng mit deren Bedeutung in der altägyptischen Mythologie verbunden. Die Herkunft des Burgdorfer Krokodils überrascht daher nicht. Das Heiligtum von Kom Ombo ist neben dem falkengestaltigen Himmelsgott Horus auch dem Krokodilgott Sobek geweiht. Die Reliefs an den Tempelwänden zeigen Sobek als Mann mit kurzem Schurz und Krokodilskopf, auf dem sich eine hohe Federkrone türmt.

Neben seiner Herkunft ist auch das Innere des Krokodils bestens erforscht. 2005 wurde es am Rechtsmedizinischen Institut in Bern computertomografisch untersucht. Seine bisherige Ausstellungskarriere umfasst neben Burgdorf die Stationen Stuttgart, Zürich und St. Gallen. Bei seiner Reise nach Stuttgart wurde es temporär vom Zoll festgesetzt. Aufgrund des Artenschutzabkommens wurde ein Nachweis verlangt, dass das Krokodil noch lebendene Nachkommen hat – keine einfache Angelegenheit bei einem Tier, das seit über 2000 Jahren tot ist. Man liess sich schliesslich davon überzeugen, dass forschende Dokumentation vieles, aber halt doch nicht alles kann.

Bild: Krokodilsmumie, Museum Schloss Burgdorf, Ethnologische Sammlung, ES-7608.a, Foto: Alexandra Küffer

Quellen und zum Weiterlesen:

Château de Berthoud